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Paul Jüngst, Leiter Trendscouting der Trianel GmbH
Trianel persönlich , Umwelt- und Klimaschutz , Trendscouting 15.02.2024

Trianel persönlich: Paul Jüngst, Leiter Trendscouting

Spätestens seit der Energiekrise ist klar: Stadtwerke stehen vor einem tiefgreifenden Wandel ihres Geschäftsmodells. Grüne Wärme, grüner Strom und intelligente Netze gehören zu den zentralen Zukunftsthemen, mit denen sich das Trendscouting im Auftrag von knapp 60 Stadtwerken seit 2012 beschäftigt. Über die Herausforderungen und Chancen für Stadtwerke bei der Transformation zum klimaneutralen Versorger sprechen wir mit Paul Jüngst, Leiter Trendscouting bei Trianel.

Grüne Wärme ist derzeit in aller Munde - was bedeutet das für Stadtwerke?

Der Wandel hin zu einer klimaneutralen, grünen Wärmeversorgung bedeutet einen tiefgreifenden Wandel des Geschäftsmodells. Bis zu 50 Prozent des Jahresüberschusses eines Stadtwerks stammen aus dem Vertrieb und der Verteilung von Erdgas. Wärmenetze, die mit erneuerbaren Energien gespeist werden, bieten interessante Zukunftsperspektiven. In den Projekten, die wir im Projektteam Klimaneutrale Stadt im Bereich der Wärmeplanung begleiten durften, hat sich gezeigt, dass die Potenziale im Bereich der Abwärme und Umweltwärme teilweise überraschend hoch sind. Gleichzeitig handelt es sich um einen unregulierten Markt, der enorme Investitionen erfordert. Angesichts der Schwierigkeiten der Stadtwerke, im Bereich der Energiedienstleistungen Fuß zu fassen, ist dies aber noch die geringere Herausforderung. Wir werden daher in den nächsten Jahren unter anderem mit Hochdruck daran arbeiten, Ideen zu entwickeln, wie Stadtwerke auch bei einer Umstellung auf Wärmepumpen ihre Position in der Objektversorgung behaupten können.

Was sind aus Eurer Sicht die wichtigsten Trends im Themenfeld Grüner Strom?

Schon vor der Energiekrise war uns klar, dass die zunehmende Preisvolatilität auf den Energiemärkten eines der bestimmenden Themen der nächsten Jahre sein wird. Daraus ergibt sich für Stadtwerke die Notwendigkeit, Prozess-Excellenz in der Beschaffung anzustreben. Es eröffnet aber auch Perspektiven für neue Geschäftsmodelle, auf die wir im Innovationsbereich zum Teil schon seit Jahren warten. Neben flexiblen Lasten und Speichern waren bis zur Einführung der Strompreisbremse auch Power Purchase Agreements profitabel. Letztere wären auch eine Chance, dem Vorwurf des Greenwashing durch Herkunftsnachweise im Stromvertrieb zu begegnen. In Verbindung mit Dynamischen Stromtarifen könnte sich perspektivisch die Chance ergeben, auch kleinteilige Flexibilitäten zu nutzen, wie zum Beispiel bidirektional ladende Elektrofahrzeuge zur Stabilisierung der Lasten im System.

Welche Rolle werden Intelligente Netze dabei spielen?

Die regulatorischen Änderungen, die wir in den letzten Monaten gesehen haben und die mit der Neuregelung des §14a EnWG auf uns zukommen sorgen dafür, dass Strom-Verteilnetze innerhalb einer Regulierungsperiode überwachbar und steuerbar werden müssen. Eine weitere große Herausforderung für die Stadtwerke. Vor allem, wenn man bedenkt, dass 1,3 Mio. km Niederspannungsnetze weitgehend „blind“ sind. Schon während meines Studiums (vor fast 20 Jahren) diskutierten wir über Smart Grids als zentralen Baustein für die Integration von erneuerbarer Erzeugung und dezentralen Lasten wie Elektroautos und Wärmepumpen. Im Trendscouting freuen wir uns darauf in den nächsten Jahren die Digitalisierung in der Niederspannung von der Experimentier-/Pilotphase bis hin zu einem leistungsfähigen System zu begleiten. Wir sehen unsere Aufgabe darin, relevante Lösungen zu identifizieren sowie den Wissensaufbau und Ideenaustausch zu unterstützen.

Welche Aufgaben bei Trianel verbergen sich hinter Deiner Titelbezeichnung?

Zusammen mit den drei weiteren Trendscouts Jana, Robert und Tom identifizieren wir für Stadtwerke relevante Trends und Technologien. Darauf aufbauend bewerten wir die Auswirkungen auf Stadtwerke aus strategischer Sicht. Gleichzeitig versuchen wir gute Ideen für die Geschäftsfeld- und Produktentwicklung bei Stadtwerken und Trianel zu liefern. Ein Beispiel ist das Thema Klimaneutrale Stadt. Wir haben 2019 gezeigt, dass der Trend zur Klimaneutralität immens zunimmt und Stadtwerke dabei im Fokus stehen. Nachdem wir relevante Maßnahmen und Transformationspfade aufgezeigt haben, hat sich erwiesen, dass es bei diesem Thema auch Bedarf für individuelle Unterstützung bei Stadtwerken gibt. Dementsprechend haben wir mit den Kollegen aus dem Team Energieeffizienz ein Portfolio an ergänzenden Dienstleistungen entwickelt (insbesondere Klimabilanzen, Klima-Roadmaps und Wärmeplanung), mit dem wir bereits mehr als 20 Stadtwerke auf dem Weg zur Klimaneutralität begleiten.

Wie sieht Dein typischer Arbeitstag aus?

Ich lerne dazu – jeden Tag. Das macht die Arbeit eines Trendscouts aus. Informationen sammeln, durch analytisches Denken daraus Wissen generieren und dieses Wissen weitergeben – das sind die drei Säulen unserer Arbeit. Dabei habe ich das Glück mit vielen klugen Menschen zusammenzuarbeiten. Dazu gehören Mitarbeiter:innen von Stadtwerken, mein eigenes Team, andere Kolleg:innen bei Trianel, aber auch Unternehmer:innen (insbesondere Start-ups) und Menschen aus der Wissenschaft.

Was hast Du vor deiner Zeit bei Trianel gemacht?

Heute würde man das im Innovationsjargon als Start-up bezeichnen. Zusammen mit meinem älteren Cousin, einem Serial Entrepreneur, haben wir zwischen 2008 und 2016 versucht, einen Beitrag zur Etablierung moderner Energietechnologien in Polen zu leisten. Dazu gehörte die Projektentwicklung im Bereich Wind-Onshore und Biogas, aber auch Projekte mit polnischen Energiekonzernen zur Effizienzsteigerung in der Erdgasversorgung mit Hilfe von im Turboexpandern und Blockheizkraftwerken. Wie so oft bei Start-ups ging es zunächst steil bergauf. Zwischenzeitlich hatten wir sogar Aktivitäten in der Rohstoffindustrie (u.a. Projektentwicklung von Goldminen) mit Büros in Westafrika und Südostasien. Umso steiler und schmerzhafter war dann der Absturz. Auch das ist Teil der vollständigen Erzählung, nicht jedes Start-up schafft den großen Durchbruch. Danach beschloss ich, „die Seiten zu wechseln“ und Zukunftsthemen für Energieversorger voranzutreiben.

Wie verbringst Du deine Freizeit?

Meine Familie steht für mich an erster Stelle. Mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern (5 und 9 Jahre) reise ich so oft wie möglich in den Süden Europas. Uns gefallen die warmen Temperaturen und die mediterrane Küche. Wenn das gerade nicht möglich ist, verbringe ich gerne Zeit im Garten, sofern es das Aachener Wetter zulässt.

Paul Jüngst, Leiter Trendscouting der Trianel GmbH

Paul Jüngst

untersucht als Leiter Trendscouting mit seinem Team aktuelle Trends, neue Geschäftsmodelle und zentrale Zukunftstechnologie aus Stadtwerke-Perspektive. Paul Jüngst ist seit 2016 als Trendscout für Stadtwerke aktiv. Bevor er zur Trianel kam, leitete der Diplom Wirtschaftsingenieur acht Jahre lang ein Start-up im Bereich der Energie- und Rohstoffwirtschaft.

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